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The Great American Eclipse 2017
Totale Sonnenfinsternis am 21.08.2017 in den USA

Bei unserer Reise nach Kanada und in die USA planten wir eine Fahrt in die Kernschattenzone der totalen Sonnenfinsternis. Wir beobachteten das Ereignis auf halbem Weg zwischen Knoxville und Chattanooga im Bundesstaat Tennessee. Dieser Ort lag sehr nahe an der Zentrallinie der Finsternis. Wir hatten riesiges Wetterglück - nur am Anfang (erster Kontakt) gab es ein paar Wolken, die sich jedoch nach kurzer Zeit verzogen hatten. Anschließend war das Ereignis bis zum Schluss bei wolkenlosem Himmel beobachtbar.

Daten zur Sonnenfinsternis

Grundlage sämtlicher Planungen war die interaktive Google-Karte von Xavier Jubier. Damit konnten die Zeitpunkte und die Dauer der Finsternis im gesamten Schattenpfad exakt bestimmt werden. An meinem Standort waren die Daten wie folgt:

Standort 84° 33' 58.4" W, 35° 33' 04.7" N
Erster Kontakt 17:03:48.0 UT, 13:03:48.0 EDT
Zweiter Kontakt 18:32:26.2 UT, 14:32:26.2 EDT
Mitte der Finsternis 18:33:45.7 UT, 14:33:45.7 EDT
Dritter Kontakt 18:35:05.0 UT, 14:35:05.0 EDT
Vierter Kontakt 19:58:31.2 UT, 15:58:31.2 EDT
Dauer der Totalität 2m 38.9 s
Größe der Finsternis 1.01494
Höhe der Sonne 64.9 ° / 63.5 ° / 51.0 ° (Beginn / Mitte / Ende)


Bilder und Film

Aus fast allen aufgenommenen Bildern wurde ein Zeitrafferfilm erstellt, der den Ablauf eindrucksvoll zeigt:



Video in externem Player abspielen oder herunterladen (900x675, avi-Format, 1.1 MB)

Bilderstrecke

Eintritt

Vom Eintritt wurden 12 Bilder ausgewählt. Alle Bilder der partiellen Phase.

Eintritt Eintritt Eintritt Eintritt Eintritt Eintritt Eintritt Eintritt Eintritt Eintritt Eintritt Eintritt

Totalität

Zunächst einige besondere Bilder in hoher Auflösung:

kurz vor der Totalität C2 - 1 s, Perlenschnur Totalität C2 + 23 s, äußere Korona, Regulus (Alpha Leonis) ganz links Totalität äußere Korona, Überlagerung von 15 Bildern, Regulus (Alpha Leonis) ganz links Totalität C3 - 1 s, schöne Protuberanzen kurz nach der Totalität C3 + 7 s, Diamantring


Hier sind alle Bilder in zeitlicher Reihenfolge:

kurz vor der Totalität C2 - 15 s, Diamantring kurz vor der Totalität C2 - 13 s, Diamantring kurz vor der Totalität C2 - 11 s, Diamantring kurz vor der Totalität C2 - 9 s, Diamantring kurz vor der Totalität C2 - 7 s, Diamantring kurz vor der Totalität C2 - 5 s, Perlenschnur kurz vor der Totalität C2 - 1 s, Perlenschnur Totalität C2 + 1 s, Chromosphäre Totalität C2 + 3 s, Chromosphäre Totalität C2 + 7 s, Protuberanzen Totalität C2 + 9 s, Protuberanzen Totalität C2 + 11 s, innere Korona Totalität C2 + 13 s, innere Korona Totalität C2 + 15 s, innere Korona Totalität C2 + 17 s, Korona Totalität C2 + 17 s, Korona Totalität C2 + 17 s, Korona Totalität C2 + 23 s, äußere Korona Totalität C2 + 26 s, äußere Korona Totalität C3 - 30 s, äußere Korona Totalität C3 - 27 s, äußere Korona Totalität C3 - 25 s, äußere Korona Totalität C3 - 23 s, äußere Korona Totalität C3 - 21 s, Korona Totalität C3 - 19 s, Korona Totalität C3 - 17 s, Korona Totalität C3 - 15 s, Korona Totalität C3 - 13 s, innere Korona Totalität C3 - 11 s, innere Korona Totalität C3 - 9 s, Protuberanzen Totalität C3 - 7 s, Protuberanzen Totalität C3 - 5 s, Protuberanzen Totalität C3 - 3 s, Chromosphäre Totalität C3 - 1 s, Chromosphäre kurz nach der Totalität C3 + 1 s, Perlenschnur kurz nach der Totalität C3 + 3 s, Perlenschnur kurz nach der Totalität C3 + 5 s, Diamantring kurz nach der Totalität C3 + 7 s, Diamantring kurz nach der Totalität C3 + 9 s, Diamantring kurz nach der Totalität C3 + 11 s, Diamantring kurz nach der Totalität C3 + 13 s, Diamantring kurz nach der Totalität C3 + 15 s, Diamantring kurz nach der Totalität C3 + 17 s, Diamantring

Austritt

Vom Austritt wurden 14 Bilder ausgewählt. Alle Bilder der partiellen Phase.

Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt Austritt

Infos zu Aufnahme und Bearbeitung

Alle Aufnahmen der Sonnenfinsternis liefen vollautomatisch ab. Die Kamera wurde über ein Notebook mit der Software Eclipse Orchestrator gesteuert. Die freie Version der Software war für meine Zwecke ausreichend. Die Vorbereitung der automatischen Aufnahmeserie nahm viel Zeit in Anspruch. Zunächst musste ich mich mit der Software vertraut machen. Der größte Aufwand floss in die Erstellung und die Tests des Scriptes für die Aufnahmeserie ein. Jedes Foto von der totalen Phase musste einzeln programmiert werden. Anhaltspunkte lieferte das der Software beiliegende Basis-Script. Ganz wichtig war hierbei, den minimal möglichen zeitlichen Abstand zwischen zwei Bildern zu ermitteln. Beim Speichern eines RAW-Bildes werden ca. 18 MB auf die Speicherkarte geschrieben. Ich hatte herausgefunden, dass ich mit 2 s Abstand auf der sicheren Seite bin. Gerade am Anfang und am Ende der Totalität (Diamantring, Protuberanzen) ändert sich alles sehr schnell und es sind viele Aufnahmen in kurzer Zeit erforderlich. Die einzigen manuellen Eingriffe waren das Abnehmen und Aufsetzen des Sonnenfilters kurz vor und kurz nach der Totalität. Ca. 20 Minuten vor der Totalität wurden der Kamera-Akku gewechselt und nochmal nachfokussiert. Hinterher zeigte sich, dass das richtig war, der Fokus war noch besser getroffen als zu Beginn der Finsternis.

Die aufgenommenen RAW-Bilder wurden zunächst mit RawTherapee bearbeitet. Das umfasste

Jedes Bild hat nun eine Größe von 104 MB! Der nächste Bearbeitungsschritt war das Zentrieren der Bilder, so dass ein Zeitraffervideo erstellt werden konnte. Automatismen versagten hierbei, also zentrierte ich alle Bilder von Hand mit Fitswork. Dabei bleibt die Farbtiefe erhalten. Das Zeitraffervideo erstellte ich im Anschluss mit ffmpeg:
Kommandozeile: ffmpeg -r 3 -i sofiz_%04d.tif -vf crop=2760:2070:1212:770,scale=900:675 -b:v 1000k sofi.avi
Die Einzelbilder entstanden durch automatisches Konvertieren mittels convert von ImageMagick in einer Schleife:
Kommandozeile: for ((i=1;i<=91;i++)) ; do j=`printf "%04d" $i`; convert sofiz_$j.tif -crop 1600x1200+1810+1220 -scale 900x675 -quality 0 sofizc_$j.jpg; done


Beobachtungsort und Wetter

Der Beobachtungsort befand sich in Acme Mill, Union Groove Rd., direkt an der Ausfahrt 56 der Interstate-75 South, Tennessee.





Wetter:
Die Wettervorhersage meldete für den 21.08.2017 keinen klaren Himmel, sondern "partly cloudy" mit bis zu 39% Wolkenbedeckung. Das waren keine guten Aussichten zur Beobachtung der Sonnenfinsternis. Umso überraschender war, dass der Himmel am Vormittag des 21.08.2017 klar war und dies bis gegen 12:45 Uhr EDT anhielt. Wenige Minuten vor Beginn des ersten Kontakts bedeckten plötzlich Wolken die Sonne. Zum Glück verschwanden diese nach ca. 20 Minuten wieder. Auf dem Platz wurde es gegen Mittag richtig heiß. Es sollen 33 °C gewesen sein, gefühlt waren es 45 °C! Viele setzten sich ins Auto bei laufendem Motor und eingeschalteter Klimaanlage, um sich etwas abzukühlen. Das Notebook erhitzte sich so stark, dass man sich bei Berührung des Gehäuses verbrannt hätte. Bis zur Totalität kühlte es deutlich ab, so dass die Temperatur erträglicher wurde. Bis zum Ende der Finsternis blieb der Himmel klar.



Equipment

Zur fotografischen Beobachtung:

Zusätzlich zur visuellen Beobachtung:

Hinweis: Die Links stellen nur Beispiele dar, manche Teile habe ich schon lange und manches wurde auch gebraucht erworben.

Das Equipment ist auf den Bildern vom Beobachtungsplatz häufig zu sehen. Die sichere Verpackung zur Mitnahme im Fluggepäck stellte eine größere Herausforderung dar. Das Stativ z.B. musste ich komplett zerlegen, damit es in den Koffer passte. Die Montierung verpackte ich mit Bläschenfolie und mit vielen Schaumstoffstücken. Zusätzlich wurde der Koffer mit zwei dünnen Faserplatten (aus dem Baumarkt) verstärkt. An einer dieser Platten wurde die Montierung mit Gurtbändern befestigt, so dass sie nicht umherrutscht und der Schwerpunkt des Gepäckstücks erhalten bleibt.
Lt. Informationen der Fluggesellschaft müssen Lithium-Akkus im Handgepäck mitgeführt werden. Den Powertank hatte ich also im Rucksack. Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen (MUC) wurde deshalb nachgefragt, was das ist. Der Akku musste dann ein zweites Mal einzeln durch den Scanner fahren, dann war alles OK. Beim Rückflug ab Toronto gab es keine Beanstandungen. Zum Glück ist alles gut gegangen, es gab keine Schäden und nichts ist verloren gegangen.


Impressionen vom Beobachtungsplatz

Am Vorabend der Finsternis fuhren wir zum Beobachtungsplatz, um diesen zu erkunden und um die Polhöhe der Montierung einzustellen. Letzteres geht nur einigermaßen genau, wenn der Polarstern sichtbar ist. Zu unserer Freude war der Platz öffentlich zugänglich und es hatten sich bereits Beobachter eingefunden. Bei Einbruch der Dunkelheit baute ich meine Montierung auf.

Bilderstrecke

Erkundung des Beobachtungsplatzes am Vorabend der Finsternis Erkundung des Beobachtungsplatzes am Vorabend der Finsternis Einstellung der Polhöhe an der parallaktischen Montierung, dazu muss der Polarstern sichtbar sein Aufbau des Equipments - Überprüfung der Checkliste Vormittags ist der Platz noch größtenteils leer Aufbau des Equipments Visuelle Sonnenbeobachtung vor der Finsternis Es kommen immer mehr Sonnenfinsternis-Beobachter, der Platz füllt sich Picknick-Atmosphäre kurz vor dem ersten Kontakt Die partielle Phase der Finsternis beginnt gleich, letzte Vorbereitungen zur Aufnahme Oh Schreck, die Finsternis hat begonnen und die Sonne versteckt sich hinter Wolken Ein großes Wohnmobil parkt direkt vor uns, die Sonne wird aber dadurch nicht verdeckt Eine Gruppe von Enthusiasten hatte mit einem einseitig zugeklebten Fernglas einen Sonnenprojektor gebaut Kurz vor der Totalität, das spärliche Sonnenlicht ist eigenartig fahl Beobachtung der partiellen Phase mit dem Fernglas und Baader-Filtern Kurz vor Schluss sind Freude und Erleichterung zu spüren, die Technik funktionierte einwandfrei Eine andere Gruppe projizierte die partielle Phase mit einem Newton-Teleskop auf einen großen weißen Schirm

Reise und Erlebnisse

Generell gilt, dass die westlichen Bundesstaaten Oregon, Idaho und Wyoming vom Wetter her bevorzugt sind. Von Toronto aus ist das jedoch für eine Reise mit dem PKW zu weit. In erreichbarer Entfernung blieben nur die Staaten Missouri, Illinois, Kentucky, Tennessee, North Carolina und South Carolina. Je östlicher, desto schlechter waren die Wetteraussichten. Ursprünglich hatte ich als Beobachtungsort den Campus der Southern Illinois University (SIU) in Carbondale, IL ausgewählt, weil dort die Finsternis ihre maximale Länge und Größe erreichte. Das entspricht einer Fahrstrecke von ca. 1400 km. Bereits im März 2017 waren alle Unterkünfte nahe Carbondale für die Nacht 20./21.08.2017 ausgebucht. Wir fanden noch eine etwa eine Stunde Fahrt entfernt in Cape Giradeau, MO. Auf den Ratschlag unseres Bekannten hin planten wir eine Woche vor der Finsternis zugunsten einer kürzeren Strecke nochmal um. Dadurch konnten wir insgesamt ca. 400 km einsparen. Der neue Beobachtungsplatz war nun südwestlich von Knoxville, Tennessee direkt an der Interstate-75 im McMinn County. Wir fanden sogar noch eine Übernachtungsmöglichkeit in den Außenbezirken von Knoxville. Dadurch hatten wir ebenso eine Stunde Fahrt zum Beobachtungsplatz. Die Wettervorhersage einige Tage zuvor war für beide Orte (Carbondale und Knoxville) ziemlich gleich schlecht, es hieß immer "partly cloudy". Von daher gab es keinen Grund auf Carbondale zu bestehen. Letzten Endes blieb es bei einer 50/50-Chance wenigstens die Totalität wolkenfrei zu sehen. Im Vorfeld war in lokalen Medien zu lesen, dass in Carbondale mit einem Ansturm von mehr als 70000 Besuchern gerechnet werden müsse, so dass auch ein totaler Verkehrkollaps nicht ausgeschlossen wurde. Selbst die NASA wollte von Carbondale aus das Ereignis live im Internet übertragen.
Wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, waren wir Glückspilze! In Carbondale haben im Moment der Totalität Wolken das Schauspiel verdeckt.

Auf der Fahrt von Knoxville zum Beobachtungsplatz wiesen Schilder innerhalb des Schattenpfads am Straßenrand darauf hin, dass dort das Parken währende der Finsternis verboten ist:

Fahrt zum Beobachtungsplatz, Ausfahrt in Richtung Chattanooga Interstate-75 South, Schilder verbieten das Parken am Straßenrand währende der Finsternis Interstate-75 South, Schilder verbieten das Parken am Straßenrand währende der Finsternis

Noch während der Austrittsphase machte die Nachricht die Runde, dass es auf der Interstate 75 North und parallelen Nebenstraßen Stau gibt. Ein wenig später kamen dann Nachrichten gleichen Inhalts für die Südrichtung. Nichts ging mehr. Wir gaben uns der irrigen Hoffnung hin, dass sich die Lage, bis wir schließlich losfuhren, ein bisschen beruhigte. Dem war aber nicht so. Offensichtlich waren halb Amerika und noch ein paar andere Nationalitäten für die Eclipse in den Süden gereist und verstopften gnadenlos alle Wege. Wir reihten uns also mit dem Mut der Verzweiflung in den Stau ein, schließlich war der Rückweg lang und wir wollten noch einige Kilometer schaffen, bevor wir unsere müden Häupter in einem Motel zur Ruhe betteten. Aber daraus wurde nichts. Vom totalen Stopp bis zum mühsamen Stopp & Go war alles dabei, nur kein Vorwärtskommen. Versuche, eine Nebenstraße zu nutzen, brachten keinerlei Vorteile, und so gaben wir auf und beschlossen nach vollen fünf Stunden, die wir für die sonst einstündige Fahrt in die Umgebung von Knoxville gebraucht haben, ein Motel zu suchen. Hier hatten wir allerdings zwei Mal Pech, denn unsere Idee war so originell auch wieder nicht. Erst hinter Knoxville gab es eine "Vacancy" und so übernachteten wir weitaus näher am Beobachtungsplatz als geplant.


Links





[ Stand: 21.07.2018 | Brief Icon Gregor Krannich | Gregors Astronomieseite ]